Im Lebensraum Grundwasser findest du allerlei Lebewesen. Wie die wohl aussehen?
Lebensraum Grundwasser
Stell dir vor, du stehst auf einer Wiese und stichst mit einem Spaten in den Rasen. Auf deiner Schaufel befindet sich ein Gemisch aus Grashalmen und Erde und Tieren. Ein Regenwurm verkriecht sich schnell, Ameisen rennen aufgeregt hin und her und die fette weiße Larve bleibt einfach liegen. Was würdest du wohl finden, wenn du in zwei oder gar 20 Metern Tiefe unter der Erde buddeln würdest? Ergründe den spannenden Lebensraum ein paar Meter unter deinen Füßen.
Die Entstehung
Lebensraum Grundwasser
Dort, wo das Grundwasser „zu Hause“ ist, tummeln sich Tiere, Pilze und Kleinstlebewesen und bilden ein Ökosystem.
Der unterirdische Lebensraum ist sehr speziell und – aus menschlicher Sicht – nicht besonders lebensfreundlich: Er ist völlig dunkel, sehr eng und ungemütlich kalt. Außerdem gibt es wenig Nahrung und kaum Sauerstoff. Trotzdem haben Forscher im Grundwasser Europas über 2.000 Tierarten entdeckt. Rund 500 Arten davon leben in Deutschland – dazu gehören Höhlenkrebse, Urringelwürmer, Flohkrebse und Grottenolme.
Wer lebt denn hier?
Zwischen Kies, Sand und Gestein leben im Grundwasser viele Tierarten, die du bereits vom Meer oder einem See kennst: Muscheln, Krebse, Schnecken, Würmer, Asseln, Insekten und Milben.
Aber auch Bakterien, einige Pilzarten, Ein- und Mehrzeller zählen zu den Lebewesen, die sich im kühlen Grundwasser wohlfühlen.
Bei den Grundwassertieren gibt es übrigens regionale Unterschiede: Im Berliner Untergrund findet man zum Teil andere Lebewesen als in Bayern oder im Rheinland.
Total angepasst
Die Höhlenflohkrebse haben sich auf die äußeren Umständen sehr gut eingestellt: Sie sind durchsichtig bis hellweiß, weil Farbe sie nicht vor dem Sonnenlicht schützen muss. In der totalen Dunkelheit sind Augen unnötig und haben sich zurückgebildet, dafür haben sie einen besonders gut entwickelten Tastsinn. Für Grundwassertiere sind Höhlenflohkrebse ziemlich groß: Sie werden bis zu 30 Millimeter (3 Zentimeter) lang.
Dagegen gehören die Hüpferlinge zu den kleinen Grundwasserbewohnern. Diese Krebsart wird nur 0,5 bis 1 Millimeter groß.
Leben in Zeitlupe
Auch Brunnenkrebse leben im Grundwasser und gehören zu den lebenden Fossilien. Schon vor 300 Millionen Jahren lebten die Vorfahren dieser Tierart.
Die schwierigen Lebensumstände scheinen alle Prozesse zu verlangsamen – auch den Stoffwechsel. Biologen haben herausgefunden, dass die Höhlenwasserassel nach dem Schlüpfen aus dem Ei 6 bis 8 Jahre zur vollen Entwicklung braucht. Die Assel, die auf der Erdoberfläche lebt, benötigt dafür nur wenige Monate. So leben die Grundwassertierchen auch viel länger als ihre oberirdischen Verwandten.
Hunger?
Die Nahrung im Grundwasser ist sehr knapp, darauf haben sich die Lebewesen im Laufe ihrer Entwicklung eingestellt. Die Tiere sind klein, bewegen sich wenig, fasten monatelang und können ihren Stoffwechsel verringern.
Aber auch Hungerkünstler brauchen ein bisschen Nahrung: Bakterien ernähren sich von aufgelösten Pflanzenresten und die Grundwassertiere essen wiederum die Bakterien. So funktioniert der Kreislauf des Lebens auch unter der Erdoberfläche.
Voneinander abhängig
Die Tiere, Pilze und Bakterien haben sich den besonders harten Lebensumständen im Grundwasser hervorragend angepasst. Trotzdem sind sie sehr sensibel: Bei verunreinigtem oder vergiftetem Wasser würden sie sterben.
Das wäre auch für die Menschen schlimm. Denn nicht nur Steine, Sand und Kies filtern den Schmutz aus dem Grundwasser. Auch die Grundwassertiere reinigen und säubern das Wasser, wenn sie die abgestorbenen Tier- und Pflanzenreste essen. So tragen die Lebewesen unter der Erdoberfläche zur guten Qualität des Grundwassers bei.